Sonja Marlin

 

 

 

Gewinn und Verlust

 

Nahm Dir das Schicksal alles fast,

bedenk: Verlust wird zum Gewinn,

gibst Du Dich dem, was Du noch hast,

mit Zärtlichkeit und Liebe hin.

 

 

 

Männer!

 

Ich wollte allein sein, Du lachtest mich an.

Auch ich musste lachen auf einmal und dann…

 

dann setztest Du Dich zu mir auf die Bank -

nun gehe ich täglich die Straße entlang,

 

auf der wir uns trafen. Die Bänke sind leer.

Ich wollte allein sein; nun will ich’s nicht mehr.

 

Erst machst Du mich an. Dann bist Du nicht da.

Männer sind doof. Ich wusste es ja.

 

 

 

 

Schweben

 

Allmählich könnt mal was passieren,

die Tage plätschern so dahin.

Ich möchte mal mein Herz verlieren,

auch wenn ich dann so kopflos bin.

 

Denn ohne Herz und ohne Kopf,

das musst Du mal erleben,

kann man mit beiden Beinen fest

über dem Boden schweben!

 

 

Ansichten

 

Das Zarte

kann durchaus das Stärk’re sein.

 

Das Schwebende

wiegt manchmal schwer.

 

Das Sanfte

prägt sich tiefer ein.

 

Das Wenige ist meistens mehr.

 

 

 

Lachen und Weinen

 

Humor, so habe ich gedacht,

ist immer, wenn man trotzdem lacht.

Doch gibt es Zeiten dann und wann,

wo man partout nicht lachen kann.

Da hilft nur eins, so will mir scheinen:
Weinen.

 

 

 

Liebe und Schmerz

 

Es traf der Schmerz einmal die Liebe

und klagte ihr sein Leid,

dass niemand auf der Welt ihn möge.

Der Liebe tat das leid.

 

In ihrer grenzenlosen Güte

nahm sie ihn zum Gemahl.

Seitdem gehört der Schmerz zur Liebe

grad wie der Berg zum Tal.

 

Wem diese Hochzeit nicht gefalle,

der mache sich nur klar,

wie oft im Schmerze er der Liebe

so nah gekommen war.

 

 

 

Gute Menschen

 

Ein guter Mensch ist, wie mir scheint,

der’s gut mit ander’n Menschen meint,

der sich an ihrem Glück erfreut

und sie nicht fallenläßt im Leid.

Ein guter Mensch macht ander’n Mut,

und kennst Du einen, hast du’s gut.

 

Es gibt sie nicht in großer Schar,

die guten Menschen. Sie sind rar.

Ich weiß, wie man sie finden kann:
Sei selber gut, das zieht sie an.

 

 

 

Zeitlupe

 

Es sind zwei Schnecken unterwegs,

„Du gehst mir ziemlich auf den Keks“,

sagt da die eine zu der ander’n.

„Man kann mit Dir nicht richtig wandern.

Was starrst Du nur zum Himmel rauf?“

„Ach“, sagt die and’re , „ mir fällt auf,

da oben ist es nicht nur heller.

Die Landschaft ändert sich auch schneller.“

 

Moral:
Ist man von Phantasie durchsonnt,

erweitert sich der Horizont.